Neujahrsbrief – 26.01.2024

Liebe Mitglieder der EGO,

eigentlich finden es alle gut, wenn Energieerzeugung kommunal und regenerativ von Genossenschaften übernommen wird, denn diese sind demokratisch und dezentral organi­siert, und statt Profit und Rendite stehen die Mitbestimmung der Mitglieder, regionale Wertschöpfung und Nachhaltigkeit an oberster Stelle. Dennoch haben die 900 Energie­genossenschaften in Deutschland gerade mal einen Anteil von 3,6 % an der erneuerbaren Stromerzeugung in Deutschland. Bürger und Bürgerinnen wären sicher bereit, viel mehr in genossenschaftliche Energieerzeugung zu investieren, dies zeigen auch die vielen diesbezüglichen Anfragen, die wir als EGO in diesem Jahr bekommen haben und für die wir uns bedanken möchten.

Verhindert werden genossenschaftliche Energieprojekte häufig durch unflexible büro­kra­tische Vorgaben, fehlende Kapazitäten regionaler Verwaltungen und die Lobby-Arbeit der großen Energiekonzerne. So haben auch wir mit der EGO im vergangenen Jahr zwar wieder einiges erreicht, doch viele gute Projektideen sind an den genannten Hürden gescheitert, und vor allem wissen wir immer noch nicht, ob wir den von uns geplanten Windpark umsetzen können.

Indem wir trotz aller Investoren-Konkurrenz das Vertrauen der Landeigentümer gewinnen und mit ihnen  Nutzungsverträge für ihre Flächen im Osten Otterndorf/Osterbruch abschließen konnten, haben wir in diesem Jahr einen entscheidenden Schritt getan. Wir haben auch bereits damit begonnen, die für die Genehmigung notwendigen Gutachten einzuholen. Dennoch hängt die Verwirklichung an einem seidenen Faden, denn das neu beschlossene Raumordnungs­programm privilegiert zunächst die Erweiterung bereits bestehender Windparks und wird nur wenige neue Projekte zulassen. Nun liegt es in der Hand der Verwaltung, uns für die relativ kleine verbliebene Fläche neben der Vielzahl hochkarätiger Bewerber den Vorzug zu geben.

Als kleine Genossenschaft mit wenig finanziellem Polster und ohne teuren juristischen Beistand, der gegebenenfalls mit Klage drohen kann, ist es schwierig, sich durchzusetzen, selbst für unsere EGO, die professionelle Partner an ihrer Seite hat, in alle Richtungen sehr gut vernetzt ist und positive Resonanz von Politik und Verwaltung erfährt: Bei unserer Generalversammlung hob Landrat Krüger hervor, wie wichtig ihm die genossenschaftliche Beteiligung bei regenerativen Energieprojekten im Cuxland sei; die Bürgermeister Herr Thielebeule und Frau Wischhusen unterstützen uns bei den Gesprächen mit Vertreter*innen des Landkreises; der Bürgermeister aus Osterbruch Herr von Spreckelsen ist ebenfalls an unserer Seite. Der Stadtrat von Otterndorf hat der Errichtung von Windanalgen grundsätzlich zugestimmt. Leider ließ sich (möglicherweise auch aus juristischen Gründen) unser Ansinnen nicht durchsetzen, regenerativen Projekten aus genossenschaft­licher oder kommunaler Initiative grundsätzlich den Vorrang zu geben. So wird die Wertschöpfung wohlmöglich erneut hauptsächlich in der Hand von größeren Investoren bleiben, denen es sicherlich nicht primär um das Gemeinwohl und die Bürgerbeteiligung in der Region geht.

Auch wenn die Notwendigkeit regenerativer Energieerzeugung mittlerweile unstrittig ist, muss offensichtlich noch viel passieren, bis es eine politische Mehrheit dafür gibt, die Grundversorgung mit Wasser, Strom, Bahn, Krankenhäusern usw. in kommunale oder genossenschaftliche Hand zu geben. Die groß angekündigten Fördermittel des Bundes für Genossenschaftsprojekte ließen sich nicht abrufen. Der Energiekonzern RWE aber, der jahrelang die Energiewende verschlafen hat, bekommt 2,6 Milliarden Euro als Fördermittel für die „vorzeitige“ Stilllegung von Braunkohlekraftwerken. (Nebenbei bemerkt: das ist mehr als die jährliche Gesamtsumme der Subventionen für alle Landwirte in Deutschland!).

Vorstand und Aufsichtsrat und alle aktiven Mitglieder der EGO sind nunmehr seit 11 Jahren bei annähernd gleicher personeller Besetzung ein gutes Team, und wir bleiben trotz aller Rückschläge und Widrigkeiten bestehen. Denn – wie Landrat Krüger bei seiner Antrittsrede am 18.1.23 sagte: „Visionen können Realität werden.“

Wir danken Ihnen und Euch allen für Eure Geduld und Eure Unterstützung!

Maria Jarowoy und Silke Eulenstein (Vorstand)