Otterndorf, Dezember 2021
Liebe Genossenschaftsmitglieder,
während aktuell die Ampelkoalition mit großen Erwartungen an die notwendige Energiewende in Deutschland startet, die Welt nach Glasgow noch immer auf gefährlichem Pfad unterwegs ist, Corona erneut unser Leben mitbestimmt, geht das Jahr 2021 in der Mischung aus vorweihnachtlicher Hektik und Sehnsucht nach Auszeit und Erholung zu Ende.
Die Energiegenossenschaft Otterndorf/Land Hadeln blickt auf ein Jahr mit hauptsächlich über Digitalformate organisierten Treffen und Infoveranstaltungen.
So fanden auch unsere Generalversammlungen (für 2019 und für 2020) am 17.5. nacheinander als online-Veranstaltung statt. Unter dem Vorsitz von Annelie Warband hat sich unser neuer Aufsichtsrat mit Karin Braack und Heidi Tönjes als weiteren Mitgliedern konstituiert. Unser herzliches Dankeschön geht an unseren bisherigen Aufsichtsratsvorsitzenden Klaus Möller und das Aufsichtsratmitglied René Niedermeyer für ihr Engagement in den letzten Jahren.
Das „PV-Jahr“ unserer Anlagen war sehr „sonnig“, was sich in den Erträgen niederschlägt. Subjektiv haben viele den Sommer gar nicht so schön erlebt, aber die Mischung aus Sonne, Wind und etwas Kälte an manchen Tagen hat zu diesem guten Ergebnis geführt.
Auch im Jahr 2021 mussten wir uns darauf beschränken, Anstöße für neue Projekte zu geben und Möglichkeiten zu prüfen, ohne ein eigenes Projekt umsetzen zu können.
Im Rahmen unseres Sitzes als beratendes Mitglied im Otterndorfer Bauausschuss weisen wir immer wieder auf Notwendigkeiten und Möglichkeiten der Nutzung von Dächern für PV hin – gerade auch im öffentlichen Bereich.
Zur Zeit prüfen wir noch einmal – in Zusammenarbeit mit den neue gewählten kommunalen Räten – die Potentiale an verschiedenen Orten der Samtgemeinde.
Wie berichtet ist bei solchen Projekten immer wieder das EEG eine Hürde, das die Möglichkeiten für dezentrale Energieerzeugung von Jahr zu Jahr weiter eingeschränkt hat: so sind bei der Finanzierung einer PV-Anlage über eine Energiegenossenschaft aufwändigere Abrechnungsmodi und mehrere Verträge vonnöten sind, was verständlicher Weise abschreckend erscheint. Auch bedingt die sinkende Einspeisevergütung kaum noch rentable PV-Projekte – es sei denn, wir würden große Dachflächen zur Verfügung gestellt bekommen. Es gibt derzeit bei uns eine Vielzahl von Schubladenkonzepten und Anfragen von Gemeindevertretern, die auf halben Weg stecken geblieben sind. Es sind die Mühen der Ebene, die eine schnelle Umsetzung verhindern. Dabei hätten wir doch gerne einmal eine „große und einfach zu realisierende Anlage“.
Die Mitgliederzahl der EGO hält sich auf ihrem Niveau. Sicher würden wir großen Zulauf bekommen, wenn sich neue größere Projekte realisieren ließen, denn viele junge, neu hier nach Otterndorf gezogenen Familien beginnen, sich für den Umweltschutz zu engagieren.
Auf diesen Aspekt haben wir auch im Stadtrat hingewiesen:
Für die Wahl des Wohnortes z.B. von junger Familien ist eine Gemeinde, die zukunftsorientiert eine Abkehr von fossilen Energierträgern anstrebt, hochinteressant. Dieser Aspekt sollte für die Innenstadtentwicklung mit berücksichtigt werden, denn ein Zuzug z.B. junger Familien bedeutet mehr Kaufkraft in der Innenstadt, Erhalt von Schulen und Krankenhaus.
Überdies bietet regionale Energieerzeugung Wertschöpfung in der Region
Wir bemühen uns als EGO, uns sowohl überregional im Konzert mit anderen Energie-Genossenschaften (Petitionen, Infoveranstaltungen,..) als auch regional im Austausch mit hiesigen Organisationen und Gruppen für eine Energiewende einzusetzen.
„Die Energiewende ist als gesamtgesellschaftliches Projekt politisch zu gestalten. Nur so lässt sich ihr enormes Potential entfesseln. Erneuerbare Energien können überall erzeugt werden. Nachdem die große Koalition jahrelang die Energiewende ausgebremst hat, braucht es jetzt neuen Schwung. Es gilt, alle Akteur*innen zu befähigen am Ausbau der Erneuerbaren zu partizipieren. Ein dezentral organisiertes Energiesystem in Bürger*innenhand fördert regionale Wirtschaft und ökonomisch stabile Kommunen, es trägt zu mehr Gerechtigkeit bei Produktion und Verbrauch des Allgemeingutes Energie bei“ (Bündnis Bürgerenergie,10/21).
Dieses Motto verfolgt unsere kleine Energiegenossenschaft Otterndorf /Land Hadeln seit nun fast 10 Jahren und die Dringlichkeit, dass Bürger und Bürgerinnen und auch unsere politischen Vertreter und Vertreterinnen hier in der Region sich dieser Thematik noch intensiver annehmen, wird immer offensichtlicher. Wie gut, dass Sie, liebe Genossen und liebe Genossinnen, diese Ziele unterstützen.
Die EGO freut sich über jede Anregung und Rückmeldung, weiter natürlich über neue Mitglieder und Anteile – und auch Hinweise auf Dächer für PV oder Standorte für Windanlagen. Zum Werben im Freundeskreis schicken wir gerne Flyer und Beitrittserklärungen zu. Bei Interesse an einer Mitgliedschaft oder bei Rückfragen, bitte eine email an: energie@otterndorf.com
Wir wünschen eine besinnliche Adventszeit, frohe Weihnachten und alles Gute für das kommende Jahr
Silke Eulenstein, Ulrike Hoffer, Maria Jarowoy und Jochen von Stemmen
für den Vorstand der Energiegenossenschaft Otterndorf – Land Hadeln
PS: Wir möchten an dieser Stelle auch auf die Forderungen verweisen, die der Verein Bürgerenergie in einer aktuellen Stellungnahme an die neue Koalitionsregierung gerichtet hat, und die wir in vollem Umfang unterstützen:
„Es ist zu begrüßen, dass SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und FDP ein Klimaschutzsofortprogramm mit allen notwendigen Gesetzen und Vorhaben bis Ende 2022 auf den Weg bringen und abschließen wollen. Im Rahmen des Sofortprogramms für den Klimaschutz sollten folgende Vorhaben im Detail umgesetzt werden:
a) Die Bürgerenergie soll als tragende Säule der Energiewende gestärkt und durch einen Bürgerenergiefonds befähigt werden, neue innovative Geschäftsmodelle zu entwickeln.
b) Die gemeinsame Eigenversorgung soll durch die Abschaffung der Personenidentität und den Wegfall der EEG-Umlage ermöglicht werden.
c) Bürger und Bürgerinnen innen sollen sich in Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften organisieren, eigene Anlagen betreiben und aus diesen vergünstigten Ökostrom über das regionale Verteilnetz beziehen dürfen (sog. Energy Sharing).
d) Die de-Minimis Regelung* zur Stärkung der Bürgerenergie beim Ausbau der Erzeugung im Bereich Wind und Photovoltaik sollte vollständig ausgeschöpft werden.
Auszug aus einer Stellungnahmendes Bündnis Bürgerenergie e.V. zum Koalitionsvertrag 2021 – Dezentrale Energiewende jetzt – Berlin, den 01.12.21
* De-Minimis-Regelung: die Möglichkeit von Energie-Erzeugung und Netzbetrieb in einer Hand bei kleinen Einheiten wie Wohnquartieren, Kommunen u.ä.