Liebe Genossenschaftsmitglieder,
leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass das Energiekonzept für Otterndorf, für das wir uns in den letzten 2 Jahren engagiert haben, nicht umgesetzt wird.
2017 sah es ganz gut aus
Im letzten Jahr 2017 sah es so aus, als ob der Stadtrat und die Verwaltung ein ernsthaftes Interesse an der Umsetzung der beiden von uns vorbereiteten Projekte hätte (Areal-Konzept um Grundschule, Kindergarten und Stadthalle sowie Nahwärmenetz für das Neubaugebiet am Medembogen), denn es wurde auf Empfehlung des Stadtrates von der Stadtverwaltung bzw. von der Hadler Bau für mehrere Tausend Euro der Auftrag an das Ingenieurbüro INEG erteilt, für die beiden Projekte ein Konzept zu erstellen.
Im Sommer lagen die Konzepte vor, in beiden Fällen konnte eine Wirtschaftlichkeit nachgewiesen werden. Was die beiden Konzepte aus unserer Sicht zusätzlich attraktiv machte, war die Möglichkeit der schrittweisen Umsetzung und Ausweitung:
- Ausgehend von der Wärmeversorgung von Grundschule, Stadthalle und Kindergarten in einem Verbund hätte es die Möglichkeit gegeben, in einem späteren Schritt auch größere Wohngebiete (Mietshäuser der Hadler Bau) einzubeziehen und die Abwärme der Tiefkühlfirma Goos zu nutzen.
- In das Nahwärmenetz im Neubaugebiet Medembogen hätten perspektivisch z.B. Ferienhausgebiete einbezogen werden können.
- Für beide Wärmeversorgungsnetze war mit BHKWs eine einfach umsetzbare und wirtschaftlich sichere Variante konzipiert. Wegen der dann vorhandenen Rohrleitungs-Struktur wäre perspektivisch auch eine Einbindung regenerativer Energieträger in das gesamte System möglich gewesen.
Aber es kam anders.
- Im Fall Medembogen beauftragte die Verwaltung das Ingenieurbüro Eneratio, die INEG-Analyse kritisch zu hinterfragen. Eneratio hat (laut Internetdarstellung) keinerlei Erfahrung mit Nahwärmenetzen, aber das Vertrauen der Verwaltung auf Grund längerer Zusammenarbeit. Auf der Grundlage von 11 Kritikpunkten, die Eneratio an dem Nahwärmekonzept formuliert hat, entschied sich der Bauausschuss am 24.4., den Plan eines Nahwärme-Gesamt-Konzeptes fallenzulassen. Aus unserer Sicht und nach Rücksprache mit der INEG könnte jeder einzelne dieser 11 Punkte entkräftet werden. Doch es wurde der INEG vor der Entscheidung keine Gelegenheit gegeben, hierzu Stellung zu nehmen. Für uns ist schwer nachvollziehbar, warum zunächst für teures Geld eine Studie in Auftrag gegeben wird, diese dann ein halbes Jahr in der Schublade unter Verschluss gehalten wird, um dann auf Grund einiger Bedenken eines fachfremden Büros das Konzept ohne weitere Untersuchung wieder fallenzulassen.
- Warum die Idee eines Quartierskonzept im Innenstadtbereich nicht umgesetzt wird, wissen wir nicht genau. Die Entscheidungsstrukturen sind komplizierter, da für die Sanierung der Grundschule der Landkreis zuständig ist, für das Heizsystem der Stadthalle die Stadt und für den Kindergarten das DRK. Ob die Stadtverwaltung die INEG-Studie diesen Trägern vorgelegt hat und ob überhaupt darüber diskutiert wurde, wissen wir nicht, denn wir wurden in die entsprechenden Planungstreffen nicht einbezogen.
Die EGO wird auf „Sparflamme“ weiterlaufen
Für unsere Idee, in Zusammenarbeit mit Stadt, Samtgemeinde und Verwaltung ein klimafreundliches Energie-Gesamt-Konzept umzusetzen, sehen wir zur Zeit keine Ansatzpunkte mehr. Wir haben uns dennoch entschieden, die EGO weiterzuführen. Mit ihren beiden PV-Anlagen trägt sie sich wirtschaftlich und wird voraussichtlich auch Gewinn erzielen, sobald in 5 Jahren der Kredit abbezahlt ist. Möglicherweise ergeben sich zu einem späteren Zeitpunkt andere innovative Projekte, für deren Umsetzung eine Genossenschaft gebraucht wird.
In der Zwischenzeit werden wir aber nicht die Hände in den Schoß legen.
Die Arbeitsgruppe Energie, Natur und Umwelt soll den Blick weiten
Wir werden die Arbeitsgruppe Energie, Natur und Umwelt reaktivieren, die ursprünglich aus dem Stadtentwicklungsprozess Otterndorf 2020 hervorgegangen ist. Während die Energiegenossenschaft mit Aufsichtsrat und Vorstand und dem Focus auf die Umsetzung von regenerativen Energieprojekten festen Regeln und Gesetzmäßigkeiten unterworfen ist, soll die Arbeitsgruppe den Blick weiten und ein öffentliches Forum bieten für eine kritische Auseinandersetzung über verschiedene Umwelt-Themen in Otterndorf und der Samtgemeinde.
Die Arbeitsgruppe kann sich als Ideengeber(in) – mitunter vielleicht auch als Mahner(in) – verstehen, die Sorgen und Vorschläge der Bevölkerung aufgreift, Hintergründe recherchiert und eine öffentliche Diskussion initiiert.
Wir laden alle Interessierten zu einem ersten Treffen der Arbeitsgruppe nach langer Pause ein:
Am Donnerstag, den 21. Juni um 20.00 Uhr
im Seminarraum des Verwaltungsgebäudes in Otterndorf, Hadelner Platz 1
PS: Neben Veröffentlichungen in der NEZ werden wir uns bemühen, alle Interessierten per
E-mail über innovative Ideen, Hintergründe und Aktivitäten zu informieren.
Wenn Sie solche Informationen bekommen möchten, antworten Sie bitte auf diese Mail. Ansonsten werden Sie (wie bisher) nur über die Aktivitäten der EGO informiert.
Otterndorf, 8.5.2018
Vorstand und Aufsichtsrat der Energiegenossenschaft Otterndorf